Donnerstag, 2. Dezember 2010

Von der wahren Zuversicht und von der Hoffnung

Ihr Lieben,

heute gibt es einen Absatz aus den Reden der Unterweisung, die Meister Eckhart für Novizen seines Klosters verfasste. Wer sich generell daran stört, dass Gott als eine argumentative Größe auftaucht, der sollte vielleicht besser auf diese Lektüre verzichten. Alle anderen dürfen Gott hier auch als Synonym für die Liebe und die Wahrheit lesen. 

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Von der wahren Zuversicht und von der Hoffnung


Wahre und vollkommene Liebe soll man daran erkennen, ob man große Hoffnung und Zuversicht zu Gott hat; denn es gibt nichts, woran man besser erkennen kann, ob man ganze Liebe habe, als Vertrauen. Denn wenn einer den anderen innig und vollkommen liebt, so schafft das Vertrauen; denn alles, worauf man bei Gott zu vertrauen wagt, das findet man wahrhaftig in ihm und tausendmal mehr. Und wie ein Mensch Gott nie zu sehr liebhaben kann, so könnte ihm auch nie ein Mensch zuviel vertrauen. Alles, was man sonst auch tun mag, ist nicht so förderlich wie großes Vertrauen zu Gott. Bei allen, die je große Zuversicht zu ihm gewannen, unterließ er es nie, große Dinge mit ihnen zu wirken. An allen diesen Menschen hat er ganz deutlich gemacht, dass dieses Vertrauen aus der Liebe kommt; denn die Liebe hat nicht nur Vertrauen, sondern sie besitzt auch ein wahres Wissen und eine zweifelsfreie Sicherheit.


Aus: Meister Eckehart: Deutsche Predigten und Traktate. Hg. u. übers. v. Josef Quint. Zürich 1979, S.74.

Ich habe mir vorgenommen, mich in der Schule daran zu erinnern - Vertrauen lässt SchülerInnen wachsen. Woran denkt ihr, wenn ihr den Text lest?

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